Die Flamingos
Die Webseite der tansanischen Behörden, Gebühren am Ende der Welt
02.11.2017 - 05.11.2017
25 °C
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Alina Frank 2017
auf Alina-Frank's Reise-Karte.
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Wir fahren wieder sehr früh los,
unser Tagesziel ist der Lake Natron, Heim von vielen Flamingos und ein netter Zwischenstopp zum Serengeti Nationalpark. Der Ngorongoro ist auch Teil der Serengeti, und wir könnten auch durch den Ngorongoro nördlich zur Gnu Wanderung fahren. Problem ist dass wir erneut den Eintritt für den Ngorongoro zahlen müssten, auch wenn wir nur durchfahren + Eintritt Serengeti. Dazu kommt, dass wir dies an einem Tag nicht schaffen können und wir müssten im Park übernachten. Nur ein finanzielles Problem, es kämen 1200€ pro Paar für 2 Tage auf uns zu. Wir fahren also weiter nördlicher ein und versuchen an einem Tag die Serengeti zu durchqueren.
Natürlich kostet der Lake Natron auch was, aber da gibt’s auch was zu sehen und es ist durchaus nicht so teuer wie die Serengeti. Die Camps sind sehr "basic" so richtig Freude kommt daher nicht auf. Immer mehr vermissen wir die Zivilisation und immer mehr träumen wir von dem deutschen Metzger und Bäcker in Namibia.
Die Fahrt dahin ist für uns auch mühseliger als sonst, unsere Klimaanlage hat den Geist aufgegeben, sie müsste mal nachgefüllt werden. Die nächsten 6-8 Tage kommen wir an keiner großen Stadt vorbei, um dies zu erledigen, d.h. keine Klima.
Dann der zweite Faktor: die Ansammlung von Schlaglöchern und Kieß, was die hier als Straße bezeichnen. Immer wieder meine Frage: "Warum gibt es keine Luftkissenautos? Oder immerhin so'n fliegender Delorian, warum hat Steven Spielberg nicht mit seinen Visionen von 2015 Recht gehabt?"
Statt fliegenden Autos haben wir Handys, mit denen wir immer erreichbar sind, wenn wir denn mal Netz und Strom hätten.
Irgendwas ist echt schief gelaufen hier, Grüße an meine Back to the Future Gang.
So zurück zur Schlaglöcheransammlung, die Barbie und Frank gut meistert. Ich bin hier nicht einmal mit Barbie gefahren und habe es auch hier nicht vor. Die Landschaft überrascht uns, es ist wie eine Art Steppe, kahl und wunderschön.
Der Wind zieht durch, wir könnten eigentlich mit offenen Fenstern fahren. Wäre nicht der Sand, der mit dem Wind mitfliegt.
Die Landschaft wird immer kahler. Wenn jetzt ein Schild kommen würde "Ende der Welt in 30 km", würde ich das glatt glauben.
Tatsächlich befinden wir uns Mitten im Herzen des afrikanischen Kontinents.
Mitten im Nirgendwo bleibt Thomas stehen, er gestikuliert uns, etwas stimmt nicht. Es riecht nach verbrannten Öl, Frank findet eine kaputte Achsmanschette und einen verölten Stoßdämpfer. Frank klettert unters Auto, Thomas assistiert mit Klebeband, nervös begutachtet Tipi ihre Haarspitzen und ich halte das ganze fotografisch fest.
Nach der dritten Sandsturmattacke, verziehe ich mich auch ins Auto und widme mich meinen Haarspitzen, (Hauptsache beschäftigt aussehen). Frank kommt nach getaner Arbeit zurück, sein Haar sieht wüst aus, mir gefällt's. Mal was anderes.
Thomas kann ich in der nachfolgenden Staubwolke nicht erkennen.
Weiter geht’s, auf einmal sehen wir Zebras, etwas später Giraffen,
ein Strauß.
Das sind hier tatsächlich wild lebende Tiere, es ist kein Park, es gibt keine Pfosten, wir haben kein Eintritt bezahlt. Ich bin hin und weg.
Etwas später, endlich das Gate zum Natron Lake.
Wir zahlen den Gatepass und obwohl es hier um einiges schneller als in Ruaha Park geht, ist Thomas etwas gereizt. Auf einmal sehen wir ihn mit einem der Herren am Schlagbaum diskutieren. Er steigt ins Auto, der andere guckt uns blöd hinterher. Was war los? Hier hält jeder überall die Hand auf. Der Typ sagte, wir müssten eine Gebühr zahlen, aber er nimmt kein Geld an. Er spricht nicht gut englisch und Thomas versteht nix. Es reicht langsam, wir haben doch Eintritt gezahlt.
Wir suchen die Campsite auf. Die erste ist die beste, es gibt zwar kein Strom, kein Netzempfang aber eine fantastische Aussicht.
Die Duschen und Toiletten haben fast westliche Standards, bis auf das kalte Wasser.
Um die Ecke könnte hier die Bar zum Ende der Welt stehen, ist aber nur eine Lodge.
Was für eine Aussicht!
Die Campbesitzer kommen daher, ein paar Massai. Sie erklären den See und den Wasserfall kann man nur mit Guide besuchen. Natürlich muss dafür wieder gezahlt werden. Ca 40€ pro Paar. Was sonst! Thomas reicht es.
Wir wissen grad nicht weiter. Wollen wir zum Wasserfall? Wollen wir noch heute hin? Es ist bereits spät. Der Weg zum Wasserfall ist laut Internet nicht ohne und der Guide ist noch nicht da. Wir sind gereizt, geschafft und gerädert.
Die Massai sind total verunsichert und gehen langsam weg.
Ok was soll`s, wir bezahlen, denn wir wollen eh morgen zum See und der Wasserfall ist im Preis enthalten. Wir geben den Camp Massai die 200.000 Schilling und beschließen morgen zum Wasserfall zu wandern. Es ist spät, wir freuen uns aufs duschen, kochen, essen und rumlungern. Keine Stunde später steht der Guide Namens Thomas neben uns. Er spricht ein gutes und verständliches Englisch und ist uns auf Anhieb sympatisch. Der Massai kommt auch mit unserer Quittung. Ich schau darauf und denke sofort die Zahl über den Preis wurde verändert. Der Preis steht weiter oben in Worten ausgeschrieben "one hundert sixty". Über die Zahl 160 steht eine 2. Ich sag: "Nene, das hier stimmt nicht!" Der Massai guckt auf den Boden und stellt sich doof. Ich zeig es den anderen und er stammelt "hmm", das wird er reklamieren, er hat es ja nicht berechnet. Jaja.
Thomas unser Guide sagt los zum Wasserfall. Wir kommen uns blöd vor ihm zu sagen, dass wir gar nicht mehr hinwollen und packen ein. Wir wissen man kann dort schwimmen und wir müssen hüfttief durch Wasser wandern.
Der Weg geht über Stock und Stein.
Als Belohnung für die schwierige Wanderung dorthin, bekommen wir einen herrlichen Wasserfall zu sehen. Tipi und ich schwimmen hin, die Männer fotografieren.
Kaum zurück fängt uns die Verkäuferbande ab, wir kaufen uns quasi frei.
Eine der Verkäuferinnen finde ich besonders hübsch und darf sie fotografieren
Dabei sehen wir einen fantastischen Sonnenuntergang.
Ach ist das herrlich, hier am Ende der Welt in Ruhe zu campen. Kaum zu Ende gedacht, kommt eine italienische Motorradgang und besetzt unser Camp, es werden ca. 15 Zelte aufgebaut. Respekt hier mit dem Motorrad durchzufahren. Die Straßenqualität ist nicht die feinste, der Staub, die Anstrengung, den Italienern macht es nichts aus. Ein junges deutsches Paar übernachtet auch noch hier, die haben eine Tour gebucht und kommen grad aus der Serengeti.
Am nächsten Tag frühstücken wir mit Thomas, unserem Guide und es geht zum Flamingo See.
Auf den Weg dorthin sehen wir wieder Zebras, Giraffen und ein paar verstreute Gnus. Leider auch viele tote Tiere, überwiegend Zebras, mit unterschiedlichsten Verwesungszustand. Hier bleiben sie liegen, bis sie wirklich komplett zu Staub zerfallen.
Als Thomas und Tipi in Schottland gestartet sind, haben sie von uns Reisegeschenke bekommen. Jeder hat ein praktisches, ein lustiges und ein unnützes Reiseutensil bekommen. Tipi hat ein Flamingo als unnützes Geschenk bekommen, den hat sie Puli genannt hat. Der stellt sich als sehr nützlich raus, er ist dabei auf vielen Bildern und jetzt kommt der mit zum See.
Ob Touristen oder Einheimische, der Vogel wird von allen bewundert.
Die Flamingos sind direkt am See,
wir kommen bis auf ein paar Meter an sie ran.
Es gibt auch einen großen Schwarm Pelikane.
Wir machen viele Fotos, ich finde es schade, dass wir nicht gestern im Sonnenuntergang fotografiert haben.
Auch die Sonne kam kurz mal raus.
Natürlich stehen auch hier die Verkäufer bereit an unseren Autos.
Wir müssen weiter. Die Fahrt wird lang und die Straße soll etwas besser sein, aber wir verlassen uns nicht darauf. Tom und Tipi werden von 2 Armeetypen angehalten. Wir bleiben dahinter stehen, es wird diskutiert. Zu schnell gefahren kann nicht sein. Da die Diskussion länger anhält, steige ich aus, um zu sehen, was das Problem ist.
Als ich ankomme ist die Diskussion im vollen Gange. Wir haben am See übernachtet, ohne die Conservation Fee zu zahlen.
Um den See (der weder als Naturschutzgebiet noch sonstig deklariert ist) zu besuchen, muss man am Gate so eine Art Eintritt zahlen. Dieser geht ans Land, das Geld für die Tour und Campsite geht an die Massai. Der Staat hat sich sich eine Conservation Fee ausgedacht, damit er auch was davon hat. Die muss man aber nicht zahlen wenn man durchfährt, nur wenn man übernachtet.
Insgesamt haben wir zu viert 360 USD bezahlt und haben dafür keine schickes Zimmer sondern in unseren eigenen Campern übernachtet. Immerhin gab es fließendes kaltes Wasser. In der Serengeti gibt es Camps ohne Wasser, die noch teurer sind.
Wir diskutieren mit den Herren rum. Das Problem ist, die Gebühr darf man nicht an Ort und Stelle zahlen, sondern muss diese vorher von der Conservation Webseite zahlen. Wie hätten wir von dieser Gebühr erfahren sollen? Die Antwort: "Wenn ihr eine Tour macht dann wissen es die Tourguides."
Der Fall, dass hier private Overlander durchfahren ist wohl noch nie vorgekommen. Wir sind die ersten unserer Art.
Das ist das Ergebnis der neuen Regierung und dem Kampf gegen die Korruption.
Keiner traut sich mehr Geld anzunehmen und bei Angelegenheiten, die nicht eindeutlich geregelt sind, steht alles still.
Weitere Antwort ihr hätte euch die Conservation Website ansehen sollen? Wieso, wir wollten schließlich nicht die Conservation Behörde besuchen sondern den See. So sieht dieser Permit aus
Wäre es so schlimm, wenn der See eine eigene Infowebseite mit allen Infos hätte? Wir fahren zum nächsten Dorf mitsamt Armeetyp. Da wird seine Chefin angerufen, die dann erlaubt, dass wir das Geld dem Manager der Campsite geben. Der Armeetyp darf es nicht annehmen. Wir sind alle genervt. Thomas stellt sich quer und holt sein Polizeigeldbeutel raus, mehr Geld hat er nicht. Ach je, wir tun etwas mehr in unseren rein und tun so als hätten wir auch nicht mehr. Wieder Palaver, der Armeetyp telefoniert wieder mit Chefin, Thomas telefoniert mit Chefin, die lassen nicht locker. Deren Plan, einer fährt los und holt Geld, die anderen bleiben als Pfand da. So haben wir uns das nicht gedacht.
Auf einmal findet Tipi genau 100 USD, was für ein Glück, der Betrag der uns fehlt ;-).
Wir fahren noch ca. 2 Stunden weiter in Richtung Serengeti
und übernachten im Waso Camp.
Wir fragen nach einem Mechaniker, ein Einheimischer kommt uns hilfeeilend und ruft einen an. Der kommt nach 3 Minuten. Der Einheimische lobt den Mechaniker immer wieder: "Seht ihr wie toll, der kommt nach 3 Minuten". Wir unterhalten uns über diese Tatsache fast 15 min, also 3x länger als der Anfahrtsweg des Mechanikers.
Es ist stockfinster. Der Mechaniker schaut sich mit Taschenlampe die Lilly an und verspricht in der früh um 8 zu kommen, immerhin am Sonntag.
Die Enheimischen sind von uns begeistert, der Bankmanager vor Ort hat auch ein Landrover, schwärmt aber von unserem. Wir werden eingeladen zum Eimersaufen. Eine große Flasche Zuckerrohr Rum wird mit einer Dose Redbull und einer kleinen Sodaflasche gemischt. Uns schmeckt es nicht, dafür Tom und Tipi umso mehr. Dann wird eine Schweinefleischpampe mit so einer Art grünfarbene Polenta serviert. Ieek, Tipi verteidigt unsere Ehre und isst für alle 4.
Am nächsten Tag leidet mit Thomas erstaunlicherweise nur am Kopfweh. Beide stehen früh auf, denn der Mechaniker will ja um 8 da sein. Tatsächlich kommt er um 10. Gut dass wir bis 9 geschlafen haben.
Eingestellt von Alina-Frank 10:12 Archiviert in Tanzania